Endstand
2:0
2:0, 0:0
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Stolzer Heraf bangt: "90 Minuten in der Kirche"

Die Vorarlberger haben ihre Hausaufgaben erledigt und bleiben vorerst erstklassig. Nun folgt das große Zittern.

Stolzer Heraf bangt: Foto: © GEPA

Sie haben es tatsächlich geschafft. Der SC Austria Lustenau gewinnt in Runde 30 das Heimspiel gegen den FK Austria Wien mit 2:0 (Spielbericht >>>) und bleibt der ADMIRAL Bundesliga zumindest noch bis Samstag erhalten.

Alles andere als ein "Dreier" hätte den Abstieg für die Mannschaft von Trainer Andreas Heraf bedeutet. "Unser Ziel war, heute noch am Leben zu bleiben und zu zeigen, dass das Ablaufdatum noch nicht vorbei ist", sagte Pius Grabher, der Torschütze zum 1:0, nach der Partie bei "Sky".

"Wir haben verdient mit 2:0 gewonnen, es hätte auch höher ausfallen können", hielt Torhüter Domenik Schierl fest. Der Heimsieg ohne Gegentreffer ist auch dem 29-Jährigen zu verdanken, hielt er doch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen Elfmeter von Tin Plavotic.

Kapitän Matthias Maak zeigte sich vor allem von der ersten Hälfte angetan, die "wahrscheinlich mit eine der besten in der Saison war".

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Erste Hälfte angriffslustig, zweite Hälfte sattelfest

Die Vorarlberger zeigten wahrlich ein anderes Gesicht als noch im Herbst letzten Jahres. Die Heraf-Elf agierte mutig und forsch, war bissig in den Zweikämpfen und nutzte die Umschaltmomente eiskalt. Vorne zeigte vor allem Ben Bobzien mit seinen zwei Vorlagen auf. Auch Lukas Fridrikas und Namory Cisse erwischten einen guten Tag.

"Wir haben befreit aufgespielt und probiert, Fußball zu spielen. Wir sind höher angelaufen, womit die Austria brutale Schwierigkeiten hatte. So sind wir zu unseren Torchancen gekommen und haben die Tore gemacht", fasste es Maak zusammen.

Nach einer offensiven Vorstellung in der ersten Hälfte gingen es die Lustenauer, mit dem 2:0 im Rücken, in Halbzeit zwei defensiver an – mit Erfolg. "Dass wir im Block gut verteidigen können, haben wir bereits gezeigt", so Grabher, der am Freitag das Gesicht von der letzten Saison wiedererkannte.

"Man muss sagen, dass die Qualität im ersten Halbjahr wahrscheinlich nicht so vorhanden war, um so wie heute zu spielen. So ehrlich muss man sein. Dass wir es auch offensiv und aggressiv können, das zeigt die Mannschaft in dieser Konstellation in den letzten drei, vier Spielen."

Anderson und Fridrikas trugen Blessuren davon

Auch für Cheftrainer Andreas Heraf, der "extrem stolz auf die Jungs" ist, war zuletzt ein Trend erkennbar. "Es war ein ähnliches Spiel wie die letzten drei. Wir haben riskiert, wir waren vorne drauf und haben versucht, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Heute haben wir endlich die Tore gemacht."

Seine Mannschaft habe "alles hineingeworfen" – und muss für den Rest der Saison verletzungsbedingt womöglich auf zwei Spieler verzichten. Anderson musste gegen die Wiener schon nach etwas mehr als einer Viertelstunde ausgetauscht werden. Lukas Fridrikas konnte nach einem Zusammenstoß kurz vor der Pause nicht mehr weitermachen.

Bei Anderson dürfte es eine Innenbandverletzung sein, bei Fridrikas schmerzt ein Band in der Knöchel-Gegend. "Es sieht jetzt nicht so gut aus, manchmal kann es aber schnell gehen und sie schnell sind wieder fit. Wenn es nicht geht, müssen andere einspringen", sagte Heraf.

Heraf: "Habe die 90 Minuten meines Gegners in der Kirche verbracht"

Für Austria Lustenau beginnt nun jedenfalls erst recht das große Zittern. Denn schon vor dem Aufeinandertreffen mit den "Veilchen" war klar, dass der SCR Altach in dieser Bundesligasaison nicht mehr punkten darf – sonst müsste die Austria aus Lustenau den Gang in die ADMIRAL 2. Liga antreten.

Die Rheindörfer treffen am Samstag daheim auf den Wolfsberger AC (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Torhüter Schierl wird dem WAC "beide Daumen und Zehen drücken" und die Partie wahrscheinlich nach einem gemeinsamen Mittagessen mit der Mannschaft verfolgen.

Ob die Trainer da dabei sind, konnte Heraf direkt nach dem Spiel noch gar nicht sagen. "Das Mittagessen ist eine Mannschaftsgeschichte." Dem Wiener wäre es ohnehin lieber, so wenig wie möglich von der Begegnung zwischen Altach und dem WAC mitzubekommen.

Der fromme Andreas Heraf 

"Ich muss für mich überlegen, was ich mache. Vor einem Jahr, als ich mit Schwarz-Weiß Bregenz aufgestiegen bin, habe ich die 90 Minuten meines Gegners in der Kirche verbracht. Ich weiß nicht, ob ich mir das – entschuldige lieber Gott – antue, 90 Minuten zu beten und zu hoffen, dass es gutgeht. Ich glaube, ich werde mir das Spiel nicht anschauen, weil ich es nicht beeinflussen kann. Ich hoffe, dass wir morgen Abend noch im Rennen sind."

Der Mannschaft stehe es hingegen frei, einen Blick auf die Konkurrenz zu werfen. Nur so viel: "Es wäre Leiden auf hohem Niveau. Ich habe letzte Woche Spiele gesehen und das war nicht gut", teilte Heraf mit, der auf ein Endspiel in der letzten Runde hofft.

Dieses würde es, sollten die Rheindörfer tatsächlich die nächsten beide Spiele verlieren, ausgerechnet gegen Altach geben. "Wir wollen unbedingt das Endspiel in Altach haben und wenn wir das bekommen – da lege ich meine Hand ins Feuer – packen wir das noch", versicherte Schierl nach dem Sieg über die Wiener Austria. Davor wartet aber zunächst noch der FC Blau-Weiß Linz. Diese Partie muss auch erst einmal gewonnen werden.

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